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Textsorten Deutsch

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Stilfiguren

Stilfiguren und rhetorische Mittel sind sprachliche Elemente, die Texte wirkungsvoller gestalten. Stilfiguren sind besondere sprachliche Ausdrücke, die bewusst von der Norm abweichen, um Effekte zu erzielen. Rhetorische Mittel sind Techniken, die die Überzeugungskraft von Aussagen steigern. Von Metaphern bis Ironie bieten sie vielfältige Möglichkeiten, Kommunikation zu verfeinern und Gedanken intensiver auszudrücken. Autoren und Redner nutzen diese Werkzeuge, um ihre Botschaften eindrucksvoll zu präsentieren.

BegriffBeschreibungBeispiel
AllegorieDarstellung eines abstrakten Begriffes als PersonFrau Sonne, Gerechtigkeit tritt in Theaterstück auf
Alliteration (Stabreim)gleiche Anlautung der Stammsilben von aufeinander folgenden WörternZimt und Zucker, über Stock und Stein
AnadiploseWiederholung des letzten Wortes oder der letzten Wörter am Satzende am Satzanfang des folgenden SatzesDie Nacht ist dunkel. Dunkel ist der Wald. Wald voller Geheimnisse.
AnapherWiederholung von Wörtern oder Satzteilen am BeginnTatsache ist, ich habe verloren. Tatsache ist, ich werde daraus Konsequenzen ziehen.
AntitheseGegenüberstellungGroß und Klein, Arm und Reich
Assonanz (Klangmalerei)gleicher/ähnlicher Vokal kommt in aufeinander folgenden Wörtern oder Sätzen gehäuft vor = Häufung eines VokalsDer Wind zischte, pfiff, blies. Der Mond thront ober dem Wolkenhügel.
ChiasmusÜberkreuzstellung von SatzgliedernDie Kunst ist lang und kurz ist unser Leben.
DysphemismusVerschleiernde Verschlimmerung eines AusdrucksDiese Mahlzeit ist wirklich eine Geschmacksexplosion. (ironisch für “schmeckt nicht gut”)
Ellipseunvollständiger SatzWas nun?
EpipherWiederholung am SatzendeIch fordere mehr Mut. Ich lebe mehr Mut.
Euphemismusverschleiernde Beschönigung eines negativen Ausdruckesdie Radieschen von unten ansehen, das Zeitliche segnen, Raumpflegerin
HäufungAufzählung / Wiederholung derselben WortartAmsel, Drossel, Fink und Star
HyperbelÜbertreibungHundertmal hab‘ ich es dir gesagt.
HypotaxeSatzgefügeUm zu beweisen, dass er unschuldig war, legte er seine Handyrechnung vor, aus der hervorging, wen er zum fraglichen Zeitpunkt angerufen hatte. Star
IronieGegenteil dessen, was ausgedrückt wird, wird gemeintDas hast du ja mal wieder toll gemacht!
Klimaxstufenweise Steigerung in einem SatzIch kam, sah und siegte. (Cäsar)
LitotesBejahung durch VerneinungNicht schlecht!
Metaphersprachliches BildDu bist meine Rose. Die Wüstenschiffe ziehen weiter. Füll den Tiger in den Tank.
MetonymieErsetzen eines Begriffs durch einen anderen, der in Beziehung stehtDie Königin trägt die Krone. (Die Krone steht für die königliche Autorität)
NeologismusWortneuschöpfungdownloaden
OnomatopoesieNachahmung natürlicher Klänge durch sprachlichen AusdruckDer Hund bellte laut. Die Vögel zwitscherten im Baum.
OxymoronZusammenfügung zweier Teile, die sich logischMinuswachstum, schwarze Milch
Parallelismussich wiederholende Wortfolge/SatzkonstruktionSie hören weit, sie sehen fern.
ParataxeAneinanderreihung von HauptsätzenEr sah, er reagierte.
ParentheseEinschubEr ist – wie gesagt – nicht dumm.
ParonomasieWortspiel durch Klangähnlichkeit bei unterschiedlicher BedeutungWer rastet, der rostet.
PersonifikationVermenschlichungDie Sonne lacht. Die Finsternis sieht mit hundert schwarzen Augen.
PleonasmusÜberflüssige Verwendung von Wörtern, die bereits im Kontext enthalten sindDer nasse Regen.
Rhetorische FrageScheinfrage, beantwortet sich selbstDas ist doch nicht dein Ernst? Bin ich deine Putzfrau?
Symbolsprachliches Bild, das über sich selbst hinausweistWasser (für Leben), Herz (für Liebe), Feuer (für Leidenschaft)
SynekdocheEin Teil steht für das Ganze oder umgekehrtAlle Hände an Deck! (Hände stehen für die Menschen)
VergleichGleichsetzung von zwei Dingen, Vergleichswort „wie“Er kämpft wie ein Löwe.
WiederholungWiederholung identischer WörterGeliebte, o meine Geliebte!
ZeugmaEin Wort bezieht sich auf zwei andere, aber in unterschiedlichen BedeutungenEr schlug die Tür zu und sein Herz in Angst.

Zusammenfassung

Die Zusammenfassung ist eine neutrale, objektive Textsorte, welche in Präsens und Perfekt geschrieben wird.

Eigenschaften

Eine Zusammenfassung weist folgende Eigenschaften auf:

  • keine Meinung
  • nur die wesentlichsten Informationen zusammenfassen
  • in eigenen Worten formulieren
  • kein Schlussteil
  • den Leser nicht ansprechen
  • Wortanzahl genau einhalten
  • Überschrift (möglich): Zusammenfassung von ...
  • kurze bis mittlere Textsorte

Aufbau

Überschrift

Die Überschrift setzt sich aus Zusammenfassung von und dem Titel des Ausgangstextes zusammen und ist optional.

Einleitung

In der Einleitung einer Zusammenfassung erwähnt man die Meta-Informationen über den Ausgangstext. Es sollten mindestens Titel, Autor, Erscheinungsort und -datum, sowie das Thema enthalten sein. Aufgrund der Überschrift müssen Sie den Titel nicht unbedingt ein zweites Mal erwähnen.

Verwenden Sie am besten den Basissatz, welcher hier mittels Beispiel demonstriert wird:

Der Artikel „grüne Wolle“ von Arthur Wilderöm, welcher am 26.10.2023 in „Der Standard“ erschienen ist, beschäftigt sich mit dem Thema Umweltbelastung in Bezug auf Polyester.

Hauptteil

Im Hauptteil einer Zusammenfassung werden die wichtigsten Standpunkte, Informationen und Fakten des Ausgangstextes in eigenen Worten formuliert zusammengefasst. Die Reihenfolge der Informationen muss dabei nicht vom Ausgangstext beibehalten werden. Behandeln Sie am besten pro Absatz einen Fakt beziehungsweise ein Argument im Detail. Sie müssen allerdings nicht selbst argumentieren, viel eher sollen Sie die Argumente aus dem Ausgangstext inhaltlich übernehmen.

Um die wichtigsten Informationen leicht extrahieren zu können, lesen Sie sich den Ausgangstext durch und markieren wirklich nur die Stellen im Text, wo Sie denken, dass Sie den Inhalt unbedingt in die Zusammenfassung einbauen wollen. Setzen Sie sich als Ziel, dass nach dem Durchlesen insgesamt maximal vier Textstellen markiert sind. Bedenken Sie, dass die vorgegebene Wortanzahl nicht überschritten werden darf.

Leserbrief

Der Leserbrief ist eine meinungsorientierte, subjektive Textsorte, welche im Präsens und Perfekt geschrieben wird.

Eigenschaften

Ein Leserbrief weist folgende Eigenschaften auf:

  • Verbindung zum Ausgangstext und besonders zum Autor aufbauen
  • eigene Argumente formulieren
  • Leser ansprechen
  • Wortanzahl genau einhalten
  • besonderer Aufbau mit Kopfzeile, Anrede und Grußformel (+ Unterschrift)
  • kurze Textsorte

Aufbau

Kopfzeile

Damit der Leserbrief strukturell wie ein Brief aussieht, gehört ganz oben rechts der Ort und das Datum, wo und an welchem Tag der Brief geschrieben worden ist.

Stockholm, 26 Oktober 2023

Anrede

Sie schreiben einen Leserbrief entweder direkt an den Autor des Ausgangstextes oder an das Redaktionsteam der Zeitung / Zeitschrift.

Sehr geehrter Herr Wilderöm!

Sehr geehrtes Redaktionsteam,

Einleitung

In der Einleitung eines Leserbriefes erwähnt man die Meta-Informationen über den Ausgangstext. Es sollten mindestens Titel, Autor, Erscheinungsort und -datum, sowie das Thema enthalten sein.

Verwenden Sie am besten den Basissatz, welcher hier mittels Beispiel demonstriert wird:

Der Artikel „grüne Wolle“ von Arthur Wilderöm, welcher am 26.10.2023 in „Der Standard“ erschienen ist, beschäftigt sich mit dem Thema Umweltbelastung in Bezug auf Polyester.

Hauptteil

Im Hauptteil referenzieren Sie alle Stellen im Ausgangstext, zu denen Sie noch etwas hinzufügen oder verbessern wollen. Wenn Sie zum Beispiel anderer Meinung sind, argumentieren Sie, warum Ihre Meinung vertretbarer ist als die des Autors. Verfestigen Sie Ihre Meinung konkret mit Beispielen. Sie können die 3B-Methode oder die 5-Schritt-Methode als Hilfe für Ihre Argumente nehmen.

Unterteilen Sie den Hauptteil in inhaltlich zusammenhängende Abschnitte und markieren Sie diese Absätze mittels Leerzeilen.

Schluss

Fassen Sie im Schlussteil nochmals den wichtigsten Kritikpunkt Ihres Leserbriefs zusammen. Wenn die Aufgabenstellung nach einem Appell verlangt, eignet sich der Schlussteil hervorragend dafür. Appellieren Sie also an alle Leser*innen oder eine bestimmte Gruppe im Schlussteil oder schreiben Sie ein einfaches Fazit des Briefes.

Grußformel

Beenden Sie Ihren Brief mit einer Grußformel.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift

Falls Sie den Text digital verschicken, reicht Ihre Name unter der Grußformel. Wenn Sie den Text allerdings ausdrucken, unterschreiben Sie wirklich analog unterhalb des Grußes.

Signature

Erörterung

Die Erörterung ist eine neutrale, objektive Textsorte mit ausgeklügelter Argumentation, welche in Präsens und Perfekt geschrieben wird.

Eigenschaften

Eine Erörterung weist folgende Eigenschaften auf:

  • sachliche Formulierungen
  • neutraler Ton
  • kreative Einleitung
  • zusammenfassender (und appellierender) Schlussteil mit eigener Meinung, Fazit
  • max. 50 Wörter mehr schreiben
  • Überschrift möglich
  • mittlere bis lange Textsorte

Aufbau

Einleitung

Die Einleitung einer Erörterung soll möglichst kreativ sein. Als Autor will man, dass Leser:innen direkt von dem Thema gefesselt sind und unbedingt den gesamten Text lesen wollen. Es gibt verschiedene Hilfsmethoden, wie man eine kreative Einleitung schreiben und beginnen kann:

  • mit einem Zitat, etwas Aktuellem oder einem Erlebnis beginnen
  • eine rhetorische Frage stellen, damit die Leserinnen und Leser zum Nachdenken angeregt werden

Jeder kennt den Moment, wenn der Toast vom Tellerrand kippt und man weiß bereits vorher, dass er 100%ig auf der Marmeladenseite aufklatschen wird. Aber haben Sie sich jemals gefragt, warum dieses Ereignis so unvermeidlich ist?

Als Aristoteles sagte, man könne den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen, ahnte er sicher nicht, dass sein Zitat einmal auf hunderten von Webseiten im Internet und in Büchern in Bibliotheken kursieren würde. Genauso wenig wissen wir heute, was in 200 Jahren sein wird.

Hauptteil

Im Hauptteil werden die wichtigsten Argumente bezogen auf das Thema behandelt. Je nachdem, ob Sie eine Pro- und Kontra-Erörterung oder eine Belegerörterung schreiben sollen, behandeln Sie Pro- und Kontra-Argumente oder nur sich gegenseitig stärkende Argumente. Diese Argumente müssen dabei immer sachlich bleiben und keine persönliche Wertung miteinbeziehen. Es ist außerdem wichtig, dass ein deutlicher Bezug zum Ausgangstext hergestellt wird.

Schluss

Im Schlussteil einer Erörterung fassen Sie die wichtigsten Hauptaussagen noch einmal kurz zusammen und diskutieren Zusammenhänge mit möglichen anderen Themen. Zusätzlich kann gefragt sein, einen Appell an die Leserschaft zu schreiben, was ebenfalls im Schluss erfüllt werden muss.

Kommentar

Der Kommentar ist eine meinungsbasierte, kritische, satirische, ineinander kohärente, subjektive Textsorte mit ausgeklügelter, sprachlich exzellenter Argumentation, welche in Präsens und Perfekt geschrieben wird. Alle Argumente müssen die eigenen Meinung unterstützen. Gegenargumente müssen schwach formuliert sein und als nicht stichhaltig angesehen werden.

Eigenschaften

Ein Kommentar weist folgende Eigenschaften auf:

  • kein Ich verwenden
  • in eigenen Worten formulieren oder richtig zitieren (nur indirekte Zitate)
  • Adressaten ansprechen
  • kreative Einleitung, worin Titel und Autor vorkommt
  • Hauptteil ist in sich flüssig argumentiert (viele Stilfiguren verwenden)
  • meinungsorientierter Schlussteil mit Lösungsvorschlägen
  • max. 50 Wörter mehr schreiben
  • meinungsbetonte, kreative Überschrift
  • kurze bis mittlere Textsorte

Aufbau

Überschrift

Da der Kommentar eine sehr kreative Textsorte ist, soll auch die Überschrift äußerst kreativ und fesselnd sein und den Leser neugierig auf den Text machen.

Einleitung

Ein Kommentar hat eine kreative Einleitung, welche zumindest den Autor und den Titel des Ausgangstextes erwähnen soll. Allerdings müssen nicht alle Daten des Ausgangstextes in der Einleitung vorkommen. Beispielsweise ist das Erscheinungsdatum oder der -ort nicht erforderlich. Insgesamt soll die Einleitung ungefähr 50 Wörter umfassen.

Hauptteil

Im Hauptteil reihen sich mehrere Paragraphen aneinander, welche sich jeweils auf ein die eigene Meinung unterstützendes Argument beziehen. Falls ein Kontra-Argument eingebaut werden will, muss die Sprachgewandtheit dem Leser übermitteln, dass dieser Punkt im Vergleich zu der eigenen Meinung wenig Präsenz hat.

Vermeiden Sie, Ich zu verwenden. Einige passive Konstruktionen können dabei behilflich sein:

Ich finde dass, …

Für viele steht außer Debatte, dass …

Betonen Sie außerdem mittels besonderen, ansonsten eher selten verwendeten Stilfiguren die Wichtigkeit von Zitaten, Argumenten oder Behauptungen im Allgemeinen.

Keine Frage: Die Matura ist kein Honiglecken.

Obwohl: Milch kann auch keine Laktose beinhalten, wenn man es bevorzugt, Produktersatzstoffe zu konsumieren.

Schluss

Im Schlussteil soll der wichtigste Ihrer argumentativen Standpunkte noch einmal auf den Punkt gebracht werden ohne Ich zu verwenden. Wenn Sie einmal das Wort Ich einbauen, ist das vollkommen okay. Setzen Sie sich allerdings immer als Ziel, subjektiv zu schreiben, ohne subjektive Wörter zu verwenden.

Textanalyse

Die Textanalyse ist eine sachliche, analytische Textsorte, welche den Ausgangstext nach vielen Kriterien analysiert. Aufgrund dieser Kriterien ist die Textanalyse immer nach dem gleichen Schema aufgebaut, welches man nur auswendig lernen muss. Die Textanalyse wird in Präsens und Perfekt geschrieben.

Eigenschaften

Eine Textanalyse weist folgende Eigenschaften auf:

  • kein Ich verwenden
  • 08/15 Einleitung mit Titel, Autor, Textsorte, Erscheinungsort und -datum des Ausgangstextes
  • nicht interpretieren, sondern nur zitieren (direkte Zitate)
  • Stilfiguren erkennen können
  • Fachtermini verwenden (Wenn das Thema IT ist, kann man solches Fachvokabular einbauen)
  • sachliche Formulierungen
  • max. 50 Wörter mehr schreiben
  • keine Überschrift
  • mittlere bis lange Textsorte

Aufbau

Einleitung

In der Einleitung einer Textanalyse erwähnt man nur kurz den Autor, den Titel, den Erscheinungsort und -datum und die Sorte (Bericht, Glosse, Kommentar, Kolumne, …) des Ausgangstextes. Man kann hierfür eine Basiseinleitung hernehmen:

Die Glosse „Online einkaufen war gestern - heute gehen wir Echtzeitshoppen“ von Sybille Hamann aus „der Presse“ beschäftigt sich auf satirische Weise mit dem Thema Onlineshopping und dem damit verbundenen Riesenaufwand.

Hauptteil

Der Hauptteil fasst innerhalb von zwei bis drei Sätzen den Inhalt des Ausgangstextes zusammen und geht nachher direkt in die formale (Aufbau und Gliederung), sprachliche (Sprache, Satzstrukturen, Stil, rhetorische Mittel, Wortverwendung) und inhaltliche (Inhalt, Argumentation, Intention) Analyse über. Folgende Tabelle zeigt, welche Merkmale immer analysiert werden müssen:

Kriteriummögliche Ergebnisse
Inhaltden Inhalt des Ausgangstextes in ca. 75 Wörtern in eigenen Worten wiedergeben
Sinnabschnitte / GliederungAuflistung der inhaltlich getrennten Abschnitte mittels Zeilennummern
Satzstrukturen (+ Beispiele)
  • parataktisch
    mehrheitlich Hauptsätze (Parataxe)

  • hypotaktisch
    viele Nebensätze und Satzgefüge (Hypotaxe); viele Beistriche

Sprache + BeispieleStandardsprache, Bildungssprache, Umgangssprache, Jungendsprache
Argumentation + Beispiele
  • Faktenargumente
    Begründung mittels wissenschaftlichen Fakten

  • Werteargumente / normative Argumente
    Begründung mittels gesellschaftlichen Normen / Werten / Regeln

  • Vergleichsargumente / Analogieargumente
    Nachvollziehbarkeit durch Vergleich mit anderem Bereich

  • Autoritätsargumente
    Begründung mittels Aussagen von Experten oder anerkannten Organisationen

  • indirekte Argumente
    Widerlegung von alternative Standpunkten

  • Plausibilitätsargument
    logische Schlussfolgerungen

Wortfelder / Wortschatzverwendet der Autor / die Autorin das Fachtermini des Themas
Wortarten + Beispieleviele Nomen (Nominalstil), Verben, Adjektive
Stilmittel + viele BeispieleWelche Stilmittel werden verwendet? Nennen Sie immer die Art des rhetorischen Mittels mit möglichst vielen Beispielen. Sie können auch aufzählen, welche Stilfiguren nicht verwendet werden im gesamten Ausgangstext.
IntentionAnalyse von Aufmerksamkeit, Information und Appell + gelungen / nicht gelungen?

Arbeiten Sie diese Kriterien in Ihrem Text ab und teilen Sie diese logisch in sprachliche Analyse, inhaltliche Analyse, stilistische Analyse.

Schluss

Im Schlussteil teilen Sie Ihre eigene Meinung, jedoch ohne Ich zu verwenden. Dabei fokussieren Sie sich hauptsächlich auf das Bewerten der Intention des Autors. Meistens stellt man sich die Frage: Wie gut ist es dem Autor gelungen, Sie von ihrer / seiner Meinung zu überzeugen? Begründen Sie alle Aussagen!

Formulierungshilfen

Bei der Textanalyse hilft es durchaus, Phrasen auswendig zu lernen, da bei jeder Textanalyse die gleichen Kriterien analysiert werden.

Analyse von Inhalt, Aufbau und Argumentation

Phrasen
Der Bericht / Kommentar … thematisiert …
Die Autorin / Der Autor setzt sich mit der Frage / dem Problem … auseinander, ob …
Die Autorin / Der Autor erörtert die Frage nach …
Die Autorin / Der Autor kritisiert / zeigt sich befremdet darüber, dass …
Die zentrale These ist …
In diesem Zusammenhang geht die Autorin / der Autor auf folgende Sachverhalte ein: …
Der Sachverhalt wird mithilfe von … erklärt / erläutert / illustriert.
Die Autorin / Der Autor untermauert / veranschaulicht ihre / seine Forderung nach …
Die Autorin / Der Autor erläutert ihre / seine Position, indem …
An folgendem Beispiel verdeutlicht sie / er, …
Diese Textstelle belegt / veranschaulicht, dass …
Die Thesen werden von Expertinnen / Experten gestützt / infrage gestellt

Analyse der sprachlichen Gestaltung

Phrasen
Die Glosse / Der Kommentar / etc. ist sprachlich anspruchsvoll / leicht verständlich / betont einfach gehalten. (Beispiel anführen!)
Die Ausdrucksweise ist insgesamt sachlich / emotional / ironisch
Die Argumentation wird / Die Gedanken werden in Form umfangreicher Hypotaxen / Parataxen entwickelt. Das bewirkt ..
Der Bericht ist mit vielen Fremdwörtern / Fachvokabeln gespickt (Beleg nicht vergessen!), was den Eindruck erweckt, …
Häufig wird auf rhetorische Figuren wie … zurückgegriffen, was / diesbewirkt / verstärkt / deutlich macht, dass …
Auffällig ist die Verwendung von Begriffen aus dem Wortfeld …, was … unterstreicht.
Die Autorin / Der Autor verwendet häufig (rhetorisches Mittel und Textbeleg einsetzen). Dies wirkt … / erweckt den Eindruck, dass …

Textinterpretation

Die Textinterpretation kann für drei verschiedene Typen von Ausgangstexten geschrieben werden. Dabei unterscheidet sich der Aufbau der Interpretation vor allem bei den letzten zu erfüllenden Punkten des Textes. Apropos Aufbau: Dieser ist genau wie bei der Textanalyse klar und deutlich vorgegeben, sodass jedes Mal nach dem gleichen Schema gearbeitet werden kann.

Eigenschaften

Eine Textinterpretation weist folgende Eigenschaften auf:

  • kein Ich verwenden (möglich im Schlussteil)
  • 08/15 Einleitung mit Titel, Autor, Textsorte, Erscheinungsort und -datum des Ausgangstextes
  • bei Beispielen zitieren (direkte Zitate)
  • Stilfiguren erkennen und interpretieren können
  • Fachtermini verwenden (Wenn das Thema IT ist, kann man solches Fachvokabular einbauen)
  • sachliche Formulierungen
  • Wortanzahl nicht unterschreiten; keine Obergrenze (längste Textsorte)
  • Überschrift möglich
  • immer lange Textsorte

Aufbau

Am Beginn der Textinterpratation muss man alle Aufgaben der Textanalyse etwas kürzer durchführen (siehe Textanalyse). Zusätzlich muss man interpretieren, warum welche Stilfiguren verwendet worden sind, und einige gattungsspezifische — Epik, Lyrik, Dramatik — Merkmale herausfinden.

Überschrift

Die Überschrift einer Textinterpretation ist optional. Wenn eine Überschrift verlangt wird, muss diese folgendermaßen aussehen:

Textinterpretation: „Titel“ von Autor

Einleitung

Bei der Textinterpretation kann man sowohl eine kreative als auch eine 08/15-Einleitung schreiben. Entwender erwähnt man nur kurz den Autor, den Titel, den Erscheinungsort und -datum und die Sorte (Kurzgeschichte, Novelle, Gedicht, Tragödie, …) des Ausgangstextes, oder man lässt sich einen kreativen Einstieg einfallen. Für erstere Möglichkeit kann man eine Basiseinleitung hernehmen:

Die Glosse „Online einkaufen war gestern - heute gehen wir Echtzeitshoppen“ von Sybille Hamann aus „der Presse“ beschäftigt sich auf satirische Weise mit dem Thema Onlineshopping und dem damit verbundenen Riesenaufwand.

Hauptteil

In einer Textinterpretation muss man alle Analysepunkte erfüllen, welche auch bei der Textanalyse durchgeführt werden müssen (siehe Textanalyse). Anschließend analysiert man je nach Art des Ausgangstextes (Epik, Lyrik, Dramatik) auch die spezifischen Merkmale (siehe Arten). Wichtig ist auch die Interpretation der Stilfiguren (Warum werden diese Stilfiguren verwendet? Was will der Autor / die Autorin damit ausdrücken?) und die Intention des Autors. Trennen Sie die Interpretation nicht von der Analyse und machen Sie keinen eigenen Absatz mit der Interpretation. Behandeln Sie die Inhalte viel mehr nach den Themen und Merkmalen gruppiert. Im gesamten Hauptteil darf kein Ich verwendet werden.

Interpretationsansätze

Da die Interpretation eines epischen, lyrischen und dramatischen Textes nicht immer das Einfachste ist, gibt es ein paar Ansätze, damit Sie auf die Sprünge kommen.

  • Kontextualisierung
    Überlegen Sie anhander der Analyse der Zeit und des Ortes, in welchen historischen Kontext der Text eingeordnet werden kann. Zu welcher Epoche / Literaturgeschichte zählt der Text?

  • Auswirkung auf den Leser
    Welche Auswirkungen hat der Text auf den Leser? Welche Eindrücke und Gefühle werden erzeugt? Der Autor / Die Autorin hat den Text zu dieser Zeit sicherlich nicht unnötig verfasst, sondern wollte viel mehr, dass es den Leser dazu bewirkt, über etwas nachzudenken. Vielleicht hängt diese Intention auch mit den historischen Ereignissen zusammen.

  • Soziologie
    Hat der Autor / die Autorin Kritik an gesellschaftlichen Zuständen genommen? Wenn ja, welche Auswirkungen hatte die gesellschaftliche Wirklichkeit auf den Autor / die Autorin?

  • Psychologie
    Deuten Sie die Handlungen der Figuren und analysieren Sie ihre Motive. Warum hat sich der Autor / die Autorin gedacht, dass die Figuren in den bestimmten Situationen so und so handeln werden?

  • Kommunikationtheorie
    In einigen Gedichten reden die Figuren aneinander vorbei. Analysieren Sie, ob der Autor / die Autorin solche Merkmale auch in Ihren Ausgangstext eingebaut hat!

  • Textsorten
    Der Autor / Die Autorin hat aus einem bestimmten Grund die Handlung mittels Glosse, Lied, Ballade, Gedicht, Tragödie, Roman, Sage, Bildsprache, usw. verfasst. Diese Auswahl muss nicht grundlos geschehen sein. Viele Autoren sind sich über die Auswirkungen, Stärken und Schwächen jener Textsorten bewusst und nutzen diese, um ihre Intentionen (un)bewusst an den Leser zu übertragen. Auch hier ist wieder die Verbindungen mit dem Kontext herzustellen, da zu manchen historischen Zeiten das Veröffentlichen bestimmter Inhalte verboten war und Autoren Textarten genutzt haben, um diese Verbote zu umgehen. Warum?

Schluss

Jede Textinterpretation muss einen Schlussteil haben. Hierbei wird meistens nach der persönlichen Meinung gefragt. Man beschäftigt sich vor allem mit der Frage, ob die Intention und Meinung des Autors mit der eigenen übereinstimmt oder ob gewisse Formalitäten oder Sitten im Text heutzutage noch immer zutreffen. Nur im Schluss kann man das Ich in den Text einbauen.

Arten

Je nach Art des Ausgangstextes müssen verschiedene Merkmale in der Textinterpretation analysiert werden.

Epik

Wenn der Ausgangstext eine epische Textsorte ist, müssen folgende Merkmale analysiert und gedeutet werden:

Autor und Titel

Recherchieren Sie Daten bezüglich des Autors / der Autorin und stellen Sie eventuell literaturgeschichtliche Bezüge her. Deuten Sie außerdem den Titel in Bezug auf das Thema und Weltgeschehnisse. Nennen Sie das Thema des Textes.

Erzählfigur, Erzählperspektive und Erzählhaltung

Der Erzähler ist vom Autor/von der Autorin erfunden und erfüllt eine vermittelnde Funktion zwischen dem Erzählten und den Lesern/Leserinnen. Der Erzähler ist in den meisten Fällen nicht identisch mit dem Autor / der Autorin eines erzählenden Textes, jedoch kann dies auch möglich sein.

  • Erzählperspektive
    Den Blickwinkel, aus dem eine Geschichte erzählt wird, nennt man Erzählperspektive. Geschichten aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt werden:

    • Außenperspektive
      Man schaut von außen auf ein Geschehen und erzählt dieses.

    • Innenperspektive
      Der Erzähler ist mitten im Geschehen.

  • Erzählhaltung

    • auktoriale Erzählhaltung
      Dieser Erzähler weiß alles: Er kennt die Gedanken und Gefühle aller Figuren. Außerdem kommentiert er das Geschehen, wie zum Beispiel:

      Hans bewegt seine Hand zur Schere. Ich habe mir bereits gedacht, dass er dies trotz seiner Angst gegenüber dem Objekt tun wird. Er denkt ein letztes Mal an den potentiellen Tod und greift schließlich zu.

    • neutrale Erzählhaltung
      Dieser Erzähler mischt sich nicht in das Geschehen ein und gibt nur die Handlung wieder. Man erfährt auch wenig über die Gedankengänge der Personen.

      Hans greift langsam zur Schere. Er zögert bei dieser Bewegung, jedoch fasst er schlussendlich das Objekt in seine Hand.

    • peronale Erzählhaltung
      Dieser Erzähler kennt die Gefühle und Gedanken einer Person, jedoch nicht die Gedanken und Gefühle anderer Personen. Hierbei kann die Perspektive der Geschichte von der Person im dritten Fall oder mithilfe des Ich-Erzählers übermittelt werden.

      Hier sind zwei Beispiele (zuerst ein personaler Erzähler und anschließend der Ich-Erzähler):

      Hans greift langsam zur Schere. Er zögert bei dieser Bewegung, jedoch fasst er schlussendlich das Objekt in seine Hand.

      Ist der Tod mir Nahe? Ich spüre die Kälte des Objekts als ich langsam zur Schere greife.

Raum und Zeit
  • Raum
    Die Umgebung, Landschaft oder der Ort, an dem eine Erzählung spielt.

    Der Raum kann real (z.B. Wien), symbolisch (z.B. eine Großstadt, im Wald, am Meer, …) oder surreal (z.B. ein Wohnzimmer in einem Dromedar) sein.

    In kurzen Texten wird der Raum nur allgemein angedeutet und nicht spezifiziert.

  • Zeit
    Die Zeit, in der eine Erzählung stattfindet.

    • Epoche
      Analysieren Sie, in welche Epoche der Text einzuordnet ist (Zweiter Weltkrieg, Römische Reich, Jetztzeit).

    • Erzählzeit
      Die Zeit, die man zum Erzählen einer Geschichte benötigt (Vorlesezeit).

    • erzählte Zeit Die Zeitspanne, die innerhalb der erzählten Handlung vergeht.

      Spielt die Geschichte über mehrere Jahre oder nur Minuten?

    • Zeitgestaltung
      Setzt man die Erzählzeit und die erzählte Zeit in Relation, so erhält man die Zeitgestaltung des Textes. Hierbei werden drei Arten unterschieden:

      • Zeit dehnend
        Wenn gilt: ää, dann spricht man von einer dehnenden Zeit. Die Ereignisse geschehen quasi in Slowmotion.

      • Zeit deckend
        Wenn gilt: ää, dann spricht man von einer deckenden Zeit. Die Ereignisse geschehen so, wie wenn man sie durchleben würde.

      • Zeit raffend
        Wenn gilt: ää, dann spricht man von einer raffenden Zeit. Die Ereignisse geschehen sehr schnell hintereinander, teilweise beschreiben nur wenige Wörte eine Szene.

    • Zeitablauf
      Die Reihenfolge, in welcher die Geschehnisse auftreten.

      • chronologisch
        Die Geschichte startet mit den Ereignissen, welche am frühesten geschehen sind, und endet mit denen, welche am spätesten geschehen sind.

      • mit Rückblenden und Vorausblicken
        Momente, welche entwender vor oder nach dem Haupthandlungszeitablauf auftreten, werden mitten im Fluss der Zeit eingebaut, um Erinnerungen oder Visionen zu symbolisieren.

      • unter völliger Auflösung des üblichen Zeitbegriffs
        Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges rinnen ineinander („stürtzende Zeit“).

Personen
  • Charakterisierung
    Wie die Personen dem Leser / der Leserin vorgestellt werden.

    • direkt charakterisiert

      brav, einfällig, vorlaut, muskulös, …

    • indirekt charakterisiert
      Der Leser erschließt seinen eigenen Charakter aus dem Verhalten und Aussagen der Figur.

  • Figurenkonstellation
    Die Beziehung zwischen den Figuren

  • Redeformen

    • Erzählerbericht
      Redebeiträge des Erzählers in Kontexten (Abschnitten):

      • Handlungswiedergabe
      • szenische Darstellung (direkte Rede)
      • Beschreibung / Schilderung (Orte, Figuren)
      • Erzähler-Kommentare
      • Reflexion (Gedanken)
      • Zusammenfassungen
    • Figurenrede
      Äußerungen von fiktiven Figuren

      • direkte Rede
      • indirekte Rede
      • erlebte Rede: Wiedergabe der Gedanken, Empfindungen, usw. einer Figur in der 3. Person Singular, Präteritum:

        Medina musterte den Mann misstrauisch. Sollte das wirklich ihr Bruder sein? Hatte der nicht eine kantigere Nase und eine Narbe am Hals?

      • innere Monolog: stummes Selbstgespräch in der Ich-Form und im Präsens

        […] Zum wievielten Mal lauf’ ich jetzt eigentlich um das Hotel herum? Also was jetzt? Da steh’ ich vor dem Tor. In der Halle ist noch niemand. Natürlich — sie sitzen ja noch alle beim Diner. Seltsam sieht die Halle aus so ganz ohne Menschen. Auf dem Sessel dort liegt ein Hut, ein Touristenhut, ganz fest. Hübscher Gemsbart. […] (Arthur Schnitzler: Fräulein Else)

      • Bewusstseinsstrom: assoziative Reihung von Bewusstseinsinhalten (Empfindungen, Erinnerungen, Gedanken, Wahrnehmungen, uws.) einer Figur

        […] Eine Kugel kam geflogen, gilt sie mir oder gilt sie dir. Sie hat ihn weggerissen, er liegt mir zu den Füßen, als wärs ein Stück von mir. Da steht er: Franz Biberkopf, Arm hat er ab, Kriegsinvalide, der Kerl ist besoffen, oder nicht. Macht er eine Bewegung, knall ich ihn ab. […] (Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz)

Formen und besondere Verfahrensweisen
  • Formen
    Formen der erzählenden Literatur (Roman, Novelle, Kurzgeschichte, Parabel) folgen bestimmten Regeln. Praktisch alle literarischen Texte verwenden solche Formen, können sie aber auch verändern.

  • besondere Verfahrensweisen

    • Rahmen- und Binnenhandlung
      Von einer Handlung aus werden eine oder mehrere neue Geschichten erzählt. Z.B. könnte ein Erzähler berichten, dass er auf seiner Reise durch ein fremdes Land in einer Gaststätte die folgende Geschichte erfahren hat … Daraufhin wird diese Geschichte erzählt. Rahmenhandlungen finden sich v. a. in längeren Texten, z.B. Novellen.

    • Montage
      Wie in einem Film (Schnitttechnik) werden disparate (verschiedene) Elemente ein- oder aneinandergefügt. Solche Elemente können auch unterschiedlicher Herkunft sein (z.B. Werbung, Zeitung, Rezept, Gesetz), auch Phrasen, Redensarten und leere Sprüche.

Lyrik

Wenn der Ausgangstext eine lyrische Textsorte ist, hat die Textinterpretation einige Besonderheiten. In der Einleitung muss man wie immer die Textsorte (Ballade, Sonett, …), Titel, Autor, Erscheinungsjahr, Epoche und Thema bzw. Motive (Einsamkeit, Trauer, …) nennen. Im Hauptteil müssen die Standardaspekte (genau wie Textanalyse) und zusätzlich auch alle Eigenschaften (dazu gleich mehr) analysiert und interpretiert werden. Eine Besonderheit von lyrischen Texten ist das lyrische Ich. Es ist ein Ich-Sprecher im Gedicht, welcher jedoch nicht der Autor / die Autorin sein muss.

Lyrische Texte sind meistens in drei Ebenen gegliedert. Auf oberster Ebene gibt es die Strophen, welche mittels Leerzeilen voneinander getrennt werden. Jede Strophe besteht aus mehreren Versen (die Zeilen) und jeder Vers aus einigen Silben. Hier ist ein Gedichtsbeispiel von Goethe, welches aus zwei Strophen zu je sechs Versen besteht. Die meisten Verse verfügen über fünf Silben.

Feiger Gedanken bängliches Schwanken
Johann Wolfgang von Goethe

Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei.

Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei!

Außerdem gibt es in Gedichten manchmal Zäsuren. Eine Zäsur ist ein metrischer Einschnitt innerhalb eines Verses. Du hältst an dieser Stelle etwas inne. Zäsuren kommen etwa in Sonetten sehr häufig vor.

Formale Analyse
  • Gedichtform
    Die Gedichtform ist die Textsorte des Ausgangstextes. Sprich, es kann sich um eine Ballade, Elegie, Hymne, Ode, Epigramm, Lied, Sonett, … handeln.

  • Strophen
    Die Bestimmung der Strophenform kann mittels Länge und Anzahl der Strophen im Gedicht erfolgen.

    • Sonett
      Die Sonett besteht aus zwei Quartetten (Vierzeilern) und zwei Terzetten (Dreizeilern). Die Quartette weisen das Reimschema ABBA auf, die Terzette hingegen CDC CDC oder CCD EED. Die Sonett kommt häufig in der Epoche Barock vor.

      Natur und Kunst
      Johann Wolfgang von Goethe

      Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
      Und haben sich, eh man es denkt, gefunden;
      Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
      Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.

      Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
      Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden
      Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
      Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.

      So ists mit aller Bildung auch beschaffen:
      Vergebens werden ungebundne Geister
      Nach der Vollendung reiner Höhe streben.

      Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
      In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
      Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.

    • Ode
      Die Ode ist ein reimloses, strophisch gegliedertes und eher langes Gedicht mit festem Metrum.

      An die Freude
      Friedrich Schiller

      Freude, schöner Götterfunken,
      Tochter aus Elisium,
      Wir betreten feuertrunken
      Himmlische, dein Heiligthum.
      Deine Zauber binden wieder,
      was der Mode Schwerd getheilt;
      Bettler werden Fürstenbrüder,
      wo dein sanfter Flügel weilt.

      […]

    • Hymne
      Eine Hymne hat keine formalen Regelmäßigkeiten und verzichtet auf eine Gliederung, das Metrum und Reime.

      Bundeshymne der Republik Österreich
      Paula Preradović (Text), möglicherweise Johann Baptist Holzer oder Paul Wranitzky (Melodie)

      Land der Berge, Land am Strome,
      Land der Äcker, Land der Dome,
      Land der Hämmer, zukunftsreich!
      Heimat großer Töchter und Söhne,
      Volk, begnadet für das Schöne,
      vielgerühmtes Österreich.
      Vielgerühmtes Österreich.

      Heiß umfehdet, wild umstritten,
      liegst dem Erdteil du inmitten
      einem starken Herzen gleich.
      Hast seit frühen Ahnentagen
      hoher Sendung Last getragen,
      vielgeprüftes Österreich.
      Vielgeprüftes Österreich.

      Mutig in die neuen Zeiten,
      frei und gläubig sieh uns schreiten,
      arbeitsfroh und hoffnungsreich.
      Einig laß in Jubelchören,
      Vaterland, dir Treue schwören,
      vielgeliebtes Österreich.
      Vielgeliebtes Österreich.

    • Ballade
      Die Ballade ist strophisch gegliedert, hat feste Metren und Reime. Meistens hat sie auch einen erzählenden Charakter.

      Der Erlkönig
      Johann Wolfgang von Goethe

      Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
      Es ist der Vater mit seinem Kind;
      Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
      er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

      Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
      Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
      Den Erlenkönig, mit Kron’ und Schweif! -
      Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -!

      Du liebes Kind, komm geh mit mir!
      Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir,
      Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
      meine Mutter hat manch gülden Gewand. -

      Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht
      was Erlenkönig mir leise verspricht? -
      Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
      In dürren Blättern säuselt der Wind. -

      Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
      Meine Töchter sollen dich warten schön;
      meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
      und wiegen und tanzen und singen dich ein. -

      Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort
      Erlkönigs Töchter am düsteren Ort? -
      Mein Sohn, mein Sohn! Ich seh es genau!
      Es scheinen die alten Weiden so grau! -

      Ich liebe dich! Mich reizt deine schöne Gestalt;
      und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt. -
      Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
      Erlkönig hat mir ein Leids getan! -

      Den Vater grauset’s, er reitet geschwind,
      er hält in den Armen das ächzende Kind,
      erreicht den Hof mit Müh und Not;
      in seinen Armen das Kind war tot.

  • Metrum / Versmaß
    Das Metrum beschreibt, welche Silben innerhalb der einzelnen Verse jeweils betont (Hebungen) bzw. unbetont (Senkungen) sind.

    • Namen der Versmaße

      • Jambus
        Das Metrum Jambus besteht immer aus zwei Silben, wobei die zweite betont ist: -‘. Jambus setzt sich also aus einer Senkung und einer Hebung zusammen.

        Beispiele für Jambus
        bemüht
        verkehrt
        Geduld
      • Trochäus
        Das Metrum Trochäus besteht immer aus zwei Silben, wobei die erste betont ist: ‘-. Trochäus setzt sich also aus einer Hebung und einer Senkung zusammen.

        Beispiele für Trochäus
        Sieger
        Rabe
        mähen
      • Anapäst
        Das Metrum Anapäst besteht immer aus drei Silben, wobei die letzte betont ist: --‘. Anapäst setzt sich also aus zwei Senkungen und einer Hebung zusammen.

        Beispiele für Anapäst
        Elefant
        reserviert
        analog
      • Daktylus
        Das Metrum Daktylus besteht immer aus drei Silben, wobei die erste betont ist: ‘--. Daktylus setzt sich also aus einer Hebung und zwei Senkungen zusammen.

        Beispiele für Daktylus
        untere
        jugendlich
        eisige
    • Anzahl der Hebungen
      Um die Länge eines Verses bestimmten zu können, gibt es die analytische Einheit der Hebungen. Hierbei werden einfach die Vorkommnisse des jeweiligen Metrums in einem Vers gezählt. Um dies zu verdeutlichen nehmen wir nun diesen schönen Vers von Schiller aus „Das Mädchen aus der Fremde“ her:

      Doch nahte sich ein liebend Paar

      Versuchen Sie den Vers laut auszusprechen und die Metrik anhand der Hebungen und Senkungen zu erkennen. Kleiner Spoiler, es ist der Jambus, da die Betonungen bei nah, sich, lie und Paar liegen. Diese Betonungen kann man so symbolisieren: x x x x . Normale xe stehen für Senkungen, eine Hebung wird mittels Akut () markiert.

      An dieser Folge kann man gut erkennen, dass der Vers vier Hebungen hat. Deshalb bezeichnen wir den Vers als 4-hebigen Jambus. Da der Vers auch mit einer Hebung endet, sprich man von einem vollständigen Jambus. Das Gegenteil eines vollständigen Jambus nennt man unvollständigen Jambus oder auch katalektischen Jambus. Folgendes Beispiel ist ein 3-hebiger katalektischer Jambus:

      Da ist in meinem Herzen
      x   x   x   x

    • besondere Formen

      • männlich stumpf: Verszeile endet mit einer Hebung (betonte Silbe)
      • weiblich klingend: Verszeile endet mit einer Senkung (unbetonte Silbe)

      • Blankvers: 5-hebiger, reimloser Jambus
        (x x x x x )
      • Alexandriner: 6-hebiger Jambus mit Zäsur (/) meistens in der Mitte
        (x x x / x x x )
      • Hexameter: 6-füßiger Daktylus (die letzte Silbe des letzten Daktylus fällt weg)
        ( x x x x x x x x x x x)
      • freier Rhythmus: kein einheitlicher Rhythmus
  • Reim

    • Reimschema
      Das Reimschema beschreibt, welche Verse sich innerhalb einer Strophe immer miteinander reimen. Es müssen sich nämlich nicht immer einfach die zwei hintereinander auftretenden Verse miteinander reimen.

      • Paarreim
        Der Paarreim ist wohl die Art, welche den meisten Menschen bekannt sein wird, da sich immer die Verse, welche hintereinander vorkommen, miteinander reimen. Hierbei gibt es eine Notation, welche dieses Muster beschreibt: AA BB CC. Die Notation ist so zu lesen, dass ein Buchstabe immer einen Vers symbolisiert und gleiche Buchstaben, sprich Verse, sich reimen.

        Bewaffneter Friede — Wilhelm Busch
        a Ganz unverhofft auf einem Hügel
        a sind sich begegnet Fuchs und Igel.
        b Halt! rief der Fuchs, du Bösewicht!
        b Kennst du des Königs Order nicht!
        c Ist nicht der Friede längst verkündigt,
        c Und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
        d der immer noch gerüstet geht!
        d Im Namen seiner Majestät,
        e komm her und übergib dein Fell!

      • Kreuzreim
        Der Kreuzreim hat das Schema ABAB CDCD EFEF.

        Zwei Segel — Conrad Ferdinand Meyer
        a Zwei Segel erhellend
        b Die tiefblaue Bucht!
        a Zwei Segel sich schwellend
        b Zur ruhiger Flucht!

        c Wie eins in den Winden
        d Sich wölbt und bewegt,
        c Wird auch das Empfinden
        d Des anderen erregt.

        e Begehrt eins zu hasten,
        f Das andre geht schnell,
        e Verlangt eins zu rasten,
        f Ruht auch sein Gesell.

      • umarmender Reim
        Der umarmende Reim hat das Muster ABBA CDDC EFFE.

        Im Winter — Georg Trakl
        a Der Acker leuchtet weiß und kalt.
        b Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
        b Dohlen kreisen über dem Weiher
        a Und Jäger steigen nieder vom Wald.

        c Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
        d Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
        d Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
        c Und langsam steigt der graue Mond.

        e Ein Wild verblutet sanft am Rain
        f Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
        f Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
        e Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.

      • Haufenreim
        Beim Haufenreim reimt sich alles in der Strophe miteinander. Das Muster sähe dann so aus, wobei beliebig viele Verse pro Strophe auftreten können: AAAA BBBB CCCC.

        Der Wald — unbekannt
        a Im Wald
        a sind die Bäume alt,
        a die Luft ist kalt,
        a meine Stimme schallt.
        a Oh wie schön ist es doch im Wald.

      • verschränkter Reim
        Der verschränkte Reim hat das Schema ABCABC.

        Der Kuß im Traume — Karoline von Günderrode
        a Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
        b Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
        c Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.

        a Drum birg dich Aug’ dem Glanze irrd’scher Sonnen!
        b Hüll’ dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
        c Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluthen.

      • Schweifreim
        Der Schweifreim hat das Muster AA B CC B und wird immer aus sechst Versen gebildet. Er ist eine Zusammensetzung auf Paarreim und umarmender Reim.

        Der Mond ist aufgegangen — Matthias Claudius
        a Der Mond ist aufgegangen
        a Die goldnen Sternlein prangen
        b     Am Himmel hell und klar:
        c Der Wald steht schwarz und schweiget,
        c Und aus den Wiesen steiget
        b     Der weiße Nebel wunderbar.

      • Kettenreim
        Der Kettenreim hat das Schema ABA BCB CDC. Dieser Reim verbientet also immer dreizeilige Strophen miteinander.

        Im ernsten Beinhaus war’s — Johann Wolfgang von Goehte
        a Im ernsten Beinhaus wars, wo ich beschaute,
        b     Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;
        a     Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.
        b Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich haßten,
        c     Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,
        b     Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.
        c Entrenkte Schulterblätter! was sie trugen,
        d     Fragt niemand mehr, und zierlich tätge Glieder,
        c     Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.
        d Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
        e     Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
        d     Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,

      • Waise
        Die Waise ist kein Reimschema im eigentlich Sinn. Man versteht darunter einen reimlosen Vers innerhalb einer Strophe oder als eigene Strophe, die ansonsten gereimt ist. Dadurch bekommt dieser Vers eine besondere Hervorhebung. Manchmal sieht man als Reimschema diese Anschrift: AABBX.

        Allgemeinen Deutschen Kommersbuch — Joseph Victor von Scheffel
        a Als die Römer frech geworden,
        a zogen sie nach Deutschlands Norden.
        b Vorne mit Trompetenschall
        b ritt der Generalfeldmarschall,
        x Herr Quinctilius Varus.

    • Reimstellung
      Die Reimstellung beschreibt, welche Silben der Verse sich miteinander reimen.

      • Endreim
        Die typischte Stellung ist der Endreim, da sich die letzte(n) Silbe(n) miteinander reimen.

        Max und Moritz, gar nicht träge,
        Sägen heimlich mit der Säge.

      • Anfangsreim / Eingangsreim
        Die Reimwörter stehen am Beginn der Verszeile.

        Munter malt das Kind ein Bild,
        Bunter wird’s auf dem Papier.

      • Binnenreim
        Hier befindet sich mindestens eines der Reimwörter im Inneren des Verses.

        Ritzeratze! voller Tücke,
        In die Brücke eine Lücke.

        Eine Sonderform des Binnenreims ist der Mittelreim: zwei Wörter im Inneren zweier aufeinanderfolgender Reime reimen sich.

        Mit Entzücken stellt sie fest,
        Dass das Obst sich Pflücken lässt.

      • Schlagreim
        Zwei Wörter stehen direkt nacheinander und reimen sich.

        Quellende, schwellende Nacht

        Eine Sonderform des Schlagreims ist der Echoreim, da die beiden Wörter am Versende stehen.

        Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

      • Überschlagender Reim
        Das Versende reimt sich auf das erste Wort der folgenden Zeile.

        Mein Kind, du musst noch üben
        Drüben bei der Großmutter!

      • Übergehender Reim
        Das erste und das letzte Wort eines Verses reimen sich.

        Geld regiert die Welt.

      • Zäsurreim
        Wenn Verse über eine Zäsur (/) verfügen, gibt es auch noch zwei besondere Reimstellungen:

        • Das Wort vor der Verszäsur reimt sich mit dem Versende.

          Kommt her und schaut / was wurde gebaut.

        • Die Wörter vor der Zäsur in zwei Versen (Langzeile) reimmen sich.

          Uns ist in alten mæren / wunders vil geseit
          von Helden lobebæren, / von grôzer arebeit.

    • Phonologie
      Die Phonologie beschreibt die Qualität des Reimes.

      • reiner Reim
        Die Silben nach dem betonten Vokal stimmen genau überein, sind also identisch. Es handelt sich um die häufigste Reimart.

        Beispiele für reine Reime
        Haus — Maus
        Woche — koche
        fließt — vergießt
        Feuer — teuer
        abzufahren — offenbaren
      • unreiner Reim
        Beim unreinen Reim werden Silben kombiniert, die sich nur annähernd reimen. Sie sind also nicht identisch.

        Beispiele für unreine Reime
        lieben — siegen
        Höh’n — stehn
        Geläute — Weite
        Lied — Gemüt
        sprießen — grüßen
      • identischer Reim
        Beim identischen Reim wird das gleiche Wort wiederholt.

        Wer sind die tausendmal tausend,
        Die myriadenmal hundert tausend?

      • äquivoker Reim
        Hier werden Wörter gereimt, die gleich klingen, aber unterschiedlich geschrieben werden –- sogenannte Homonyme.

        Beispiele für äquivoke Reime
        Waise — weise
        Geld — Welt
      • Assonanz
        In diesem Fall stimmen nur die Vokale der Reimwörter überein, nicht aber die Konsonanten. Eine weitere Bezeichnung lautet vokalischer Halbreim. Es ist eine der beliebtesten Reimarten im Rap.

        Ich weiß, die primitive Prollschiene
        Ist eine ziemlich sichere Goldmine.

      • Parareim
        Bei diesem Reim stimmen die Konsonanten überein, aber die betonten Vokale unterscheiden sich.

        Beispiele für Parareim
        Rosen — Rasen
        Mond — Mund
      • reicher Reim
        Der reiche Reim beginnt schon in der vorletzten betonten Silbe.

        Beispiele für reiche Reime
        Tugendreiche — Jugendstreiche
        Herzensreiche — Kerzenzeiche
        viel zu schnelle — Sinuswelle (Mischung mit Assonanz)
      • Doppelreim
        Alle Silben zweier mehrsilbiger Wörter reimen sich.

        Beispiele für Doppelreime
        bitter sein — Ritter sein
      • Schüttelreim
        Sonderform des Doppelreims: Die anlautenden Konsonanten eines mehrsilbigen Reims werden vertauscht und zu einem neuen Wort zusammengefügt.

        Beispiele für Schüttelreime
        Satteldecke — Dattelsäcke
        Schiffsdeck — Beefsteak
        boßt rief — Roastbeef
      • historischer Reim
        Früher wurden die Wörter anders ausgesprochen und haben sich gereimt. Heute funktioniert der Reim aber nicht mehr.

        Beispiele für historische Reime
        lieber — brüeder (Im Mittelalter wurden das ie und das üe als getrennte Laute ausgesprochen.)
      • Vorreim
        Die Reimwörter werden durch gleich klingende Vorsilben ergänzt.

        Beispiele für Vorreime
        Beklagen — Betragen
      • Einsilbenreim
        Hier werden unbetonte / nebentonige Silben miteinander gereimt.

        Die Blitze zucken wenn
        Die Hexen wieder fliegen

      • Stabreim
        Alte Reimform: Die Germanen haben ihre Gedichte statt mit Klangreimen mit Stabreimen geschrieben, die man heute auch als Alliteration kennt.

        Eines weiß ich, das ewig lebet: der Toten Tatenruhm

    • Morphologie und Lexik
      Manche Reime weisen bestimmte Besonderheiten in der Wortebene auf. Das betrifft etwa die Wortbildung (Morphologie) oder den Wortschatz (Lexik), woraus sich weitere Reimarten ableiten lassen.

      • Augenreim
        Der Augenreim stimmt zwar das Schriftbild überein, ausgesprochen reimen sich die Wörter aber nicht.

        Lage — Garage

      • Ohrenreim
        Beim Ohrenreim unterscheidet sich das Schriftbild der Wörter zwar deutlich, die Laute reimen sich aber.

        mobile phone –- derweil schon

      • Gebrochener Reim
        Nur der erste Teil eines Wortes reimt sich, während der zweite Teil in der nächsten Verszeile steht. Dabei handelt es sich gleichzeitig um ein Enjambement (Zeilensprung).

        Jeder weiß, was so ein Mai–
        Käfer für ein Vogel sei.

      • Gespaltener Reim
        Ein mehrsilbiges Wort reimt sich auf mehrere einzelne Wörter.

        Und verwundert steht und spricht er:
        „Zapperment! Das Ding werd lichter!“

      • Zwillingsreim
        Zwillingsreime bestehen aus den gleichen Buchstaben in der gleichen Reihenfolge. Durch eine andere Worttrennung entstehen aber unterschiedliche Bedeutungen.

        Alter Eimer, zeige Treue,
        alte Reimer zeiget Reue!

      • Grammatischer Reim
        Zwei Wörter des gleichen Wortstamms werden kombiniert. Der Gleichklang spielt dabei keine Rolle.

        Verse, wie sie Bassus schreibt,
        Werden unvergänglich bleiben:
        Weil dergleichen Zeug zu schreiben
        Stets ein Stümper übrig bleibt.

      • Vexierreim / Fehlreim
        Der Leser erwartet ein bestimmtes Reimwort, das aber ausbleibt.

        Am Dienstag hört er einen Marsch
        Und Bums, da liegt er auf dem Bauch.

      • Umgekehrter Reim
        Bei einem umgekehrten Reim werden einzelne Buchstaben der Reimwörter ausgetauscht.

        Du musst dich nicht wundern,
        Weil wir so wurden.

  • Kadenzen
    Die Kadenz bezeichnet den Versschluss, also das Ende eines Verses. Genauer beschreibt die Kadenz, wie viele Silben am Versende sich reimen und welche davon betont sind.

    • einsilbig
      Die letzte Silbe eines Verses reimt sich und ist betont. Man spricht von einer männlichen oder stumpfen Kadenz.

      Der Nebel drückt die Dächer schwer.
      Und durch die Stille braust das Meer.

    • zweisilbig
      Die letzten beiden Silben reimen sich. Die Betonung liegt auf der vorletzten Silbe (weiblich klingende Kadenz).

      Er stand auf seines Daches Zinnen,
      Er schaute mit vergnügten Sinnen

    • dreisilbig
      Auf eine betonte Silbe am Versende folgen zwei unbetonte. Zusammen bilden sie den Reim (reiche/volle Kadenz).

      Wir sind die Treibenden […]
      Im immer Bleibenden.

Inhaltliche Analyse
  • Strophen und Gliederung
    Worum geht es in den einzelnen Strophen? Lassen sich die Strophen irgendwie gliedern (Steigerung, Höhepunkt, Wendepunkt) oder sind die Strophen die Gliederung?

  • Figuren
    Welche Figuren kommen vor? Wer ist der Sprecher? Wer wird angesprochen? Was erfährt das Publikum über die Figuren?

  • Ort und Zeit
    An welchem Ort und zu welcher Zeit spielt die Handlung? Sind die Ortsangaben (falls in den Strophen welche vorkommen) real oder haben diese nur eine symbolische Bedeutung? Interpretieren Sie über den Ort und dessen Bedeutung.

    Zu welcher Epoche spielt die lyrische Erzählung? Auch die Zeit kann eine symbolische Bedeutung haben, welche von Ihnen interpretiert werden muss. Zum Beispiel hat der Herbst in Rainer Maria Rilkes Gedicht „Herbsttag“ einen großen Einfluss auf die Einsamkeit der Menschen und symbolisiert allgemein das Ende des Sommers.

Dramatik

Wenn der Ausgangstext eine dramatische Textsorte ist, müssen folgende Merkmale analysiert und gedeutet werden:

Dramengattung
  • Textsorte
    Handelt es sich bei dem Ausgangstext um eine Tragödie, Komödie oder auch Tragikomödie. Ersteres ist sehr negativ gestimmt, zweiteres soll das Publikum unterhalten und letzteres ist einerseits traurig, jedoch hat es auch einen lustigen Faktor an sich. Vor allem Handlungen von Schelmen sind in der Tragikomödie angesiedelt.

    • Komödie
      Mittelpunkt der Komödie sind Personen niedrigeren Standes, Normen und Institutionen, die dem Gelächter preisgegeben werden. Die Komödie zeichnet sich von Anfang an durch einen lockeren und leichten Aufbau aus. Herrschende Verhältnisse werden in der Komödie auf den Kopf gestellt, öffentliche Personen und politische Missstände ätzendem Spott ausgesetzt. Im Fokus steht die Darstellung der Unzulänglichkeiten und Schwächen des Menschen und des menschlichen Lebens. Erheiterung findet durch Situations- und Sprachkomik statt. Der Sprachstil befindet sich auf einem niedrigen Level, sodass der Sprachgebrauch niedriger Schichten passend abgebildet wird. Auch die Protagonisten der Komödie sind einem Konflikt ausgesetzt, der allerdings überwunden wird.

    • Tragödie
      Neben der Komödie ist die Tragödie die zweite Hauptform des Dramas. Die Tragödie ist auch unter dem Namen Trauerspiel bekannt. Mittelpunkt der Tragödie ist eine Person höheren Standes, die vor einem tragischen, unauflösbaren Konflikt steht, der zum unausweichlichen Untergang des Helden führt, entweder in Form seines Todes oder eines anderes elendigen Zustands. Dem Zuschauer soll mittels der Tragödie vor Augen geführt werden, dass der menschliche Handlungs- und Entscheidungsspielraum begrenzt ist und dass der Mensch seinem bestimmten Schicksal mit eigener Handlung nicht entgehen kann. Nach der antiken Poetik des Aristoteles soll das Schicksal des tragischen Helden vor allem Furcht und Mitleid beim Zuschauer erregen, sodass seine seelische Reinigung (Katharsis) bewirkt wird. Der Zuschauer soll lernen, dass man mit denjenigen Menschen Mitleid haben soll, die es verdienen, und er sich vor den Dingen zu fürchten hat, die er auch selbst fürchten muss. Der Sprachstil in der Tragödie ist als hoch, würdevoll, gehoben, exakt und treffsicher zu charakterisieren.

    • Tragikomödie
      Eine Mischform von Tragödie und Komödie ist die Tragikomödie. Sie war erstmals in der Epoche „Sturm und Drang“ vorzufinden. Tragik und Komik sind hierbei unauflösbar miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig. Komische Momente steigern hierbei die Wirkung tragischer Zusammenhänge.

  • Analyse vs Synthese
    Ist das Drama analytisch oder synthetisch?

    • analytische Dramen
      Ein analytisches Drama, Entdeckungs- oder Enthüllungsdrama bezeichnet man ein Drama, welches auf einen bestimmten Vorfall inder Vorgeschichte des dargestellten Geschehens aufbaut. Von dieser Begebenheit sind zunächst nur Auswirkungen erkennbar, deren Ursache erst im Verlauf der Handlung sukzessive, Schritt für Schritt entdeckt bzw. enthüllt wird.

      Somit lassen sich zwei Handlungsebenen eines analytischen Dramas ausmachen:

      • Die Vorgeschichte, in der ein Ereignis stattfindet, dessen Folgen zwar bis in die Bühnengegenwart reichen, das aber zu Beginn der Darstellung noch nicht bekannt ist (dem Publikum auch deswegen, weil es nicht auf der Bühne gezeigt wird).
      • Das unmittelbare Bühnengeschehen, in dessen Rahmen das vergangene Ereignis analytisch aufgedeckt wird. Diese Enthüllung wiederum kann Auswirkungen auf die dargestellte Gegenwart haben.

    • synthetische Dramen
      Ein synthetisches Drama, Entfaltungs-, Konflikt- oder Zieldrama bezeichnet man ein Drama, welches mit einem bestimmten Vorfall oder Vorgang beginnt. Dieser fungiert als Auslöser für das weitere Geschehen und entfaltet somit die Handlung. Auch wenn eine Vorgeschichte eine gewisse Rolle spielen kann, richtet sich der Handlungsablauf auf ein in der Zukunft liegendes Ereignis, das namensgebende Ziel, aus.

      Im Mittelpunkt des Geschehens steht meist ein innerer oder äußerer Konflikt:

      • Ein innerer Konflikt existiert im Inneren des Helden, der zwischen zwei Entscheidungen hin- und hergerissen ist.
      • Ein äußerer Konflikt hingegen besteht zwischen dem Protagonist und einem Antagonist, einem Gegenspieler, der ein den Intentionen des Helden entgegengesetztes Ziel verfolgt.
  • Offenheit Man unterscheidet geschlossene und offene Dramen.

    • geschlossene Dramen
      Ein geschlossenes Drama beinhaltet eine Haupthandlung, die zielführend ist. Einzelne Handlungsschritte bauen kausal aufeinander auf, Szenen sind nicht austauschbar. Die Protagonisten des geschlossenen Dramas sind mündig und können selbstbestimmt handeln und somit das Geschehene bestimmen. Die Anzahl der Hauptfiguren ist begrenzt, es gibt nur wenige Haupt- und Nebenfiguren. Die Personenkonstellation ist für den Zuschauer übersichtlich und nachvollziehbar.

      Häufig stehen sich im geschlossenen Drama Held und Gegenspieler gegenüber. Eine Dreieckssituation ist auch möglich, in der drei Protagonisten miteinander interagieren. Das geschlossene Drama zeichnet sich durch eine Klärung der Vorgeschichte in der Exposition, einem einleitenden Anfang, dem Eintreten eines Konflikts und einer eindeutigen Lösung zum Schluss aus.

      Das Drama ist in Verssprache verfasst. Eine Individualisierung der Protagonisten ist aber mittels Sprachgebrauch möglich. Die dargestellte Handlung findet innerhalb eines kurzen Zeitraums statt und beschränkt sich auf wenige Schauplätze. Es wird nicht die Realität, sondern ein idealisiertes Abbild der Wirklichkeit auf die Bühne gebracht.

      Ein sehr bekanntes geschlossenes Drama ist das Werk „Don Carlos, Infant von Spanien“, 1787 von Friedrich Schiller verfasst.

    • offene Dramen
      Das offene Drama beinhaltet zumeist mehrere gleichwertige Handlungen, insgesamt ist eine lockere Struktur der einzelnen Szenen vorzufinden. Inhaltliche Zusammenhänge werden über Figuren und Leitmotive aufgezeigt. Die Protagonisten sind Antihelden, die nicht selbstbestimmt handeln können, sondern durch ihr soziales Umfeld beeinflusst werden. Sie haben wenig Handlungs- und Entscheidungsspielraum. Die Figurenkonstellation ist im offenen Drama eher unübersichtlich, da viele Figuren aus unterschiedlichen Schichten beteiligt sind.

      Die Vorgeschichte wird nicht genauer erklärt, auch der Schluss bleibt häufig unklar. Jenes Drama ist in Alltagssprache verfasst, oft werden Stilmittel wie die Parataxe (Aneinanderreihung von Hauptsätzen), Reihung, Satzbrüche und Ellipsen (Auslassung von Satzteilen) verwendet. Die Handlung umfasst insgesamt meist mehrere Jahre, viele verschiedene Handlungsorte werden dargestellt, die auch weit voneinander entfernt liegen können. Die Schrift „Dantons Tod“ von Georg Büchner (1835) ist eines der bekanntesten offenen Dramen.

Drei aristotelische Einheiten

Die drei aristotelischen Einheiten beschreiben die Einheit des Raums, der Zeit und der Handlung. Bei dramatischen Texten muss man analysieren ob und wie dieses Einheiten eingehalten worde sind.

  • Raum
    An welchem Ort spielt das Drama?

  • Zeit
    Ähnlich wie bei einer Interpretation eines epischen Textes wird die Zeit verglichen, welche in und zwischen den Szenen vergeht. Außerdem wird analysiert, wann das Theaterstück spielen soll.

  • Handlung
    Unter die Analyse der Handlung fallen Fragen, wie zum Beispiel: Gibt es Nebenhandlungen oder spielt das gesamte Drama an einem Hauptstrang? Ist die Handlung in sich geschlossen, sprich gibt es einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende?

Figuren
  • Figurenverzeichnis
    In einigen Dramen gibt es ein Figurenverzeichnis, welches die Figuren und ihre Rollen im Drama erklärt. Nutzen Sie dieses Verzeichnis, um die Figuren zu analysieren und zu beschreiben. Listen Sie dich wichtigsten Figuren auf und interpretieren Sie, warum jene Figuren in gewissen Situationen so und so handeln!

  • Charakteristik der Figuren
    Das Publikum erfährt auf irgendeine Art und Weise, welche Charaktere in dem Stück mitspielen. Analysieren Sie diese Wege und beschreiben Sie außerdem, welche Charakteristik die verschiedenen Figuren haben. Beziehen Sie sich nur auf die notwenigsten Figuren im Drama. Vor allem die Entwicklung der Hauptfigur ist äußerst interessant. Beantworten Sie, ob die Geschehnisse die Denkweise dieser Figur mit dem Laufe der Zeit verändert und welche Auswirkung dies widerum auf das Drama hat.

    Gehen Sie auch auf die Gefühle, Absichten und Gedanken der wichtigsten Figuren ein. Diese spielen meistens eine wesentliche Rolle bezüglich dem Ende aller Handlungen.

  • Soziogramm
    Wie stehen die Figuren zueinander? Analysieren und interpretieren Sie die Verbindungen und Beziehungen aller wichtigen Figuren.

Bühnenbild

Erwähnen Sie die Erklärungen des Bühnenbildes und Gestaltung der Bühne in Ihrem Text, falls diese vorhanden sind. Sie können nicht das Bühnenbild selbst analysieren, da es in dem Text keine Bühne selbst gibt. Jedoch beschreiben einige Autoren vor jeder Szene, wie die Umgebung der Figuren aussehen soll. Analysieren Sie diese Umgebung.

Beschreiben Sie, ob das Bühnenbild realistisch, symbolisch oder antiillusionistisch ist!

Struktur des Dramas

In Dramen ist den Autoren keine Grenze gegeben. Einige Autoren beschreiben deswegen Szenen detailiert wie im Bilderbuch, andere gehen viel mehr auf die Handlung ein. Analysieren Sie, ob sich Strukturen, wie zum Beispiel Akte, filmähnliche Bilder oder Szenen erkennen lassen können, wie diese Teile angeordnet und expositioniert sind. Wie gut beschreibt der Autor / die Autorin die drei aristotelischen Einheiten? Wie sehr gelingt es dem Autor / der Autorin Spannung im Drama aufzubauen und welche Herangehensweise nutzt er / sie, um dieses Level an Spannung aufrecht zu erhalten, damit das Publikum möglichst gefesslt in den Sessel klebt? An welcher Stelle im Stück gibt es den dramatischen Höhepunkt oder gibt es vielleicht einen „Moment der letzten Spannung“? Ist der Schluss offen oder sind alle Fragen des Publikums beantwortet?

Regieanweisungen

Teilweise kommen in Dramen Anweisungen aus „dem Off“ vor, um gewisse Handlungen zu beschreiben oder direkt mit den Figuren zu interagieren. Erklären Sie, warum der Autor / die Autorin sich für diese Art der Erzählung entschieden hat. Hat es auf diese Art mehr Humor?

Anweisungen kann es für mehrere Elemente des Dramas geben:

  • Regie
  • Rollenbesetzung
  • SchauspielerInnen
  • Kostümbild
  • Maske
  • Requisiten
  • Beleuchtung
  • Ton
Sprache des Dramas

Ist das Stück großteils in einem Dialog oder vorwiegend als Monolog verfasst? Falls die Figuren Dialoge führen, sprechen diese aneinander vorbei oder viel eher miteinander? Sind die Dialoge realistisch oder absurd? Kann man sich psychologisch in die Figur hineinversetzen?

Welche Sprache sprechen die Figuren (Dialekt, Mundart, Bühnendeutsch)? Sprechen die Figuren gemäß ihrer sozialen Stellung? Ist das Drama in Versen oder in Prosa verfasst? Gibt es eine eigene „Kunstsprache“ im Drama oder bei einzelnen Figuren? Falls Monologe vorkommen, wann und wie werden diese verwendet (Konflikmonologe, „Botenbericht-Monolog“, …)?

Tritt ein Chor auf? Welche Funktion hat dieser? Wie spricht er? Fasst der Chor die Geschehnisse zusammen, sieht er diese vorraus oder kommentiert er die Handlung nur?

Meinungsrede

Die Meinungsrede ist eine subjektive, argumentative, überzeugende Textsorte, welche vor einem bestimmten Publikum vorgetragen wird. Aus diesem Grund müssen auch alle zuhörenden Personen angesprochen werden (Anrede).

Der Sinn hinter der Meinungsrede ist die Überzeugung des Publikums für die eigene Meinung mittels schlüssigen Argumenten. Je nach Publikum kann die Meinungsrede formell (z. B.: Sie / Ihren) oder informell (z. B.: du / euren) geschrieben werden. Die Meinungsrede wird mit den Zeitformen Präsens und Perfekt geschrieben und soll keine Beleidigungen oder Diskriminierungen enthalten.

Eigenschaften

  • Ich soll verwendet werden
  • Publikum von meiner Meinung überzeugen (Publikum ansprechen)
  • kreative Einleitung, worin Titel und Autor vorkommt
  • Hauptteil ist in sich flüssig argumentiert
  • zusammenfassender Schlussteil mit Appell
  • Stilfiguren verwenden
  • max. 50 Wörter mehr schreiben
  • Überschrift situationsbezogen (wenn verlangt)
  • eher lange Textsorte; manchmal auch mittlere Textsorte

Aufbau

Überschrift

Wenn in der Aufgabenstellung eine spezifische Überschrift verlangt wird, soll diese verwendet werden.

Anrede

In der Aufgabenstellung ist eine Situation beschrieben, welche die Umgebung und Personen, vor welchen man die Meinungsrede vorträgt, erläutert. Aus dieser Situation muss man schließen bzw. entscheiden, welche Personen man in der Anrede ansprechen möchte und soll. Es müssen immer alle Geschlechter angesprochen werden, wenn Sie nicht wissen, ob das Publikum ausschließlich aus männlichen bzw. weiblichen Personen besteht. Falls eine Autoritätsperson bzw. Person aus einem höheren Rang als Ihr eigener im Publikum sitzt, müssen Sie formell schreiben (Sie / Ihren / …). Wenn Sie wissen, dass nur Ihre Freunde im Publikum sitzen, können Sie - es wäre wohl sinnvoll - informell schreiben (du / euren / …).

Sehr geehrte Schülerinnen und Schüler!
Sehr geehrte Professorinnen und Professoren!

Liebe Klassenkameraden!

Einleitung

Eine Meinungsrede hat eine kreative Einleitung, welche zumindest den Autor und den Titel des Ausgangstextes erwähnen soll. Allerdings müssen nicht alle Daten des Ausgangstextes in der Einleitung vorkommen. Beispielsweise ist das Erscheinungsdatum oder der -ort nicht erforderlich. Insgesamt soll die Einleitung ungefähr 50 Wörter umfassen.

Hauptteil

Fassen Sie als erstes das Thema, um welches es in der Meinungsrede gehen wird, zusammen. Dieser Anfang des Hauptteils ist wichtig, damit alle Personen im Publikum die notwendigen Informationen dieses Themas wissen.

Anschließend sollen Sie einige Argumente (jeweils ein Absatz) erwähnen und diese ausführlich begründen. Als Hilfestellung gibt es verschiedene Redeaufbaumodelle, um die Meinungsrede in sich geschlossen und flüssig zu gestalten.

Sprechen Sie das Publikum an und stellen Sie Verknüpfungen mit einem typischen Alltag in Ihren Beispielen her, damit die zuhörenden Personen mit diesen Situationen eine Verbindung herstellen und Ihre Meinung unterstützen.

Sie wissen das ja auch.
Jeder kennt den Moment, wenn der Toast vom Tellerrand kippt und man weiß bereits vorher, dass er 100%ig auf der Marmeladenseite aufklatschen wird.

Im gesamten Hauptteil soll sprachlich unterstrichen werden, dass die Argumente Ihre eigene Meinung sind.

Redeaufbaumodelle
AIDA Formel
AbkürzungInhalt
AttentionSchaffen Sie eine emotionale Verbindung, indem Sie beispielsweise etwas Empörendes erzählen.
InterestErwecken Sie das Interesse des Publikums mittels detaillierterer Erzählung des Inhalts des Arguments
DesireStellen Sie den gewünschten Soll-Zustand dar.
ActionSchlagen Sie Maßnahmen vor, um diesen Wunsch-Zustand zu erreichen.
ABBA Prinzip
AbkürzungInhalt
AnfangDer Startpunkt der Rede, der die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen soll.
Behauptung oder HypotheseDie klare Aussage oder Annahme, die in der Rede vertreten wird.
BelegeFakten, Argumente oder Beispiele, die die Behauptung stützen und überzeugen sollen.
AbschlussEin Zusammenfassungsteil, der die Rede abschließt und eine nachhaltige Botschaft hinterlässt.
AAAA Prinzip
AbkürzungInhalt
AufhängerDer einleitende Teil, der das Interesse weckt und die Zuhörer fesselt.
AnekdoteEine kurze, persönliche Geschichte oder Episode, die das Thema lebendig macht.
AnspracheDer Hauptteil der Rede, in dem die eigentliche Botschaft oder Information vermittelt wird.
AbschlussDer Schlussteil, der die Rede rundet, eine Zusammenfassung bietet oder zum Handeln aufruft.
Drei Zeiten Formel

Teilen Sie Ihren Hauptteil in drei verschiedene Segmente, welche diese Fragen beantworten sollen. Sehen Sie die Fragen dabei als Leitfaden.

  • Vorgeschichte: Wie haben sich die Menschen in der Vergangenheit verhalten? Wie war die Situation früher?
  • gegenwärtige Situation: Was hat sich eigentlich geändert? Wie ist die Situation jetzt?
  • Ziele für die Zukunft: Was wird sich verändern? Kann man die Situation in Zukunft verbessern?

Dieses Modell ist nicht immer anwendbar, da es diese Vergleiche vor allem bei kurzfristig aufgekommenen Themen nicht gibt.

Plusminus Formel

Bei der Plusminus Formel stellt man die Vor- und Nachteile mittels Pro- und Kontra-Argumenten so gegenüber, dass das eigene Anliegen zur Wirkung kommt.

Schluss

Fassen Sie Ihre Meinung nochmals kurz zusammen und appellieren Sie Lösungsvorschläge, welche für alle Argumente gelten sollen.

Schlussfloskel

Genau wie bei einem Referat bedankt man sich in der Schlussfloskel.

Danke für die Aufmerksamkeit!